Probenmethodik, oder - so probe ich richtig mit Anderen zusammen
~umgeschrieben auf eine andere Instrumentengruppe von crillerich~
Definition
Im Gegensatz zum persönlichen Üben wird in der Probe das Zusammenspiel der einzelnen Stimmen geübt. Proben heisst sich einander anpassen, aufeinander hören. Man erprobt Intonation, Dynamik, Rhythmik und zum Beispiel Artikulation miteinander.
Unterschiedliche Zusammensetzung der Bläsergruppen
Wie bei vielen anderen Hobbies gibt es auch unter den Bläsern sehr unterschiedliche Leute. Die Palette reicht vom 12-jährigen Schüler bis zum 70-jährigen Veteran, vom Landwirt bis zum Berufsmusiker, vom EDV-Chef bis zum Malermeister. Man könnte diese Liste beliebig erweitern.
Diese riesige Bandbreite, gepaart mit oft sehr unterschiedlichem Ausbildungsstand und ungleichen Zielen macht es den Gruppen nicht unbedingt leicht. Aber ist nicht gerade das unsere Chance? Nur zu oft versucht sich doch unsere heutige Gesellschaft selber immer wieder in fixe Rahmen zu passen. Überall wird spezialisiert, strukturiert, normiert! Klar, unsere Wirtschaft muss leicht laufen, effizient sein, Geld bringen. In der Freizeit, im Hobby aber muss das nicht sein. Da muss nicht immer Effizienz an oberster Stelle stehen. Es soll Freude machen. Es kann grossen Spass machen, wenn Menschen von mehreren Generationen miteinander eine gemeinsame Sache pflegen. Dies gilt ganz sicher erst recht für die Musik. Nicht ohne Grund sagt man, Musik verbindet. Nutzen wir diese Chance !
Gruppengrösse
Bläser proben meist in Einheiten vom Unterricht mit oder ohne Lehrer bis zur großköpfigen Gruppe. Der Ausbildungsstand ist dabei meist so unterschiedlich wie die Vorstellungen der einzelnen Mitglieder über Ziel, Sinn und Zweck der Probe.
Klar, dass da Reibungsflächen vorhanden sind. Auf jeden Fall ist über dieses Thema noch nie der Gesprächsstoff ausgegangen. Es lohnt sich also, die Dinge etwas zu ordnen.
Bedürfnisse
Als erstes sollten sich die Mitglieder einer Gruppe über ihre persönlichen Bedürfnisse im Klaren sein und diese einander offenbaren. Persönliche Bedürfnisse können sein:
• Das Hobby so gut pflegen, dass es Freude macht
• Gemeinsamkeiten unter Gewerbekollegen finden ( Bekanntheitsgrad fördern )
• Menschlichen Kontakt finden
• Freude an der Geselligkeit danach
• Als Superdirigent bekannt werden ( wird wohl nie einfach auf den Tisch gelegt )
• guter Einzelbläser sein, aber von den Kollegen profitieren
• Spass am Musizieren in der Probe
• eine Spitzenformation an Festen werden
• Spass am lockeren Blasen im Freien (Feuerchen, Wein, Witze, Spass )
• usw.
Ziele
Nun sollte man sich auf ein klares Ziel einigen und dabei auch festlegen, was man nicht will. Wie so oft im Leben ist alles nur eine Frage der Priorität.
Gut, nun ist das aber in der Praxis selten so einfach. Da ist nun einmal einfach der Reini *, dem seit Jahren die Rhythmik ein Buch mit sieben Siegeln ist, da sind auch der Fritz * und der Paul *, die nur an die Proben kommen, damit sie nachher bis 24:30 Uhr in der Beiz ihre Geschäftkontakte vertiefen können. Und sicher fehlt auch nicht der Chef, der mit Sicherheit von allen mehr will, als sie leisten können. Nun denn, da ist guter Rat teuer !
* jede Ähnlichkeit ist rein zufällig und völlig unbeabsichtigt
Motivation
Jeder Mensch braucht Motivation für eine bestimmte Tätigkeit. Die Motivation entspringt immer einem bestimmten Bedürfnis (siehe oben). Kann dieses Bedürfnis nicht befriedigt werden, kommt keine Motivation auf. Ohne Motivation keine Energie.
Die Problemanalyse
Meist wird wöchentlich einmal geprobt. Einer Probe steht ein bestimmtes Ziel zugrunde. Dies Ziel zu erreichen bedingt vom Einzelnen, einen bestimmten Ausbildungsstand, eine bestimmte Übungszeit unter der Woche, also ein persönliches Engagement.
Eine verantwortliche Person, oder auch die Gemeinschaft (Duo, Trio, etc.) legt den Probenablauf fest, z.B.: Einblasen, Einstimmen, Tonübungen, Arbeit an einem Vortragsstück, Repertoire auffrischen, Frage- und Antwortblasen, Ausblasen.
Nach der Probe wird meist über das Erreichte diskutiert. Hier sollte nun die Analyse einsetzen. Man definiert zuerst alle Dinge die den Ablauf stören und listet sie auf. Das kann ungefähr so aussehen:
• Köbi intoniert das Bass-c einfach nie sauber wer erklärt ihm das mal gründlich
• Peter bekommt das d" und das g" nie richtig ( hat vergangene Woche wieder nicht geübt - sagt es selber! )
• Fritz spielt dazwischen, wenn der Dirigent redet Fritz ist unterfordert
• Die Trompeten stimmen nicht zusammen siehe Toncharakteristik
• Peter macht immer dieselben Fehler überfordert - Ausbildungsstand
• Stefan motzt immer ihm gefällt das Lied nicht
Veränderungen herbeiführen
Oft ist es gar nicht mehr so schwer, Lösungen zu finden und Änderungen herbeizuführen, wenn einmal die Probleme klar sind.
Lösungen können sein:
• Ausbildungsklasse organisieren
• zweimal pro Woche, aber mit unterschiedlichen Zielen proben
• zusammen mit anderer Gruppe neue Aufteilung finden
• Trompeten gründlich stimmen ( separate Probe )
• persönliche Prioritäten ändern und regelmässiges Üben in Wochenablauf einbauen
• ein anderes Instrument lernen ( in wenigen Fällen kann das mal vorkommen )
• Gruppenziele nicht so hoch stecken
• analytischer Proben ( einzelnen Problemen auf den Grund gehen und repetieren )
• mit anderen Gruppen Vereinigung gründen und differenzierter proben
• Repertoire ändern
• mehr im Freien üben
• Mehr oder weniger Auftritte, je nachdem
• gemeinsam Weiterbildungskurse besuchen
• Dirigent in Kurs schicken
• usw.
Ich hoffe doch, dass ich mit den obigen Ausführungen vielleicht da und dort einen Anstoss geben konnte.
wer fehler findet darf sie:
1. ausdrucken
2. markieren
3. an die wand hängen
4. sich danebenstellen
5. ein bild von machen lassen
6. es mir zukommen lassen
7. ich werds ignoriren und wegschmeißen
8. danke
9. bitte reihenfolge beachten